Leitbild

INHALT:  

1. Evolutionärer Humanismus 
2. Stärkung der Leitkultur Humanismus und Aufklärung
3. Vertretung säkularer Interessen
4. Förderung eines wissenschaftlichen Weltbildes
5. "Aufklären statt Verschleiern!"

1. EVOLUTIONÄRER HUMANISMUS

Der Affe in uns
"Wir sind nicht die Krone der Schöpfung, sondern die Neandertaler von morgen". Die Giordano-Bruno-Stiftung vertritt die Position des „Evolutionären Humanismus“, die Mitte des letzten Jahrhunderts von dem bedeutenden Evolutionsbiologen und ersten Generaldirektor der UNESCO, Julian Huxley, formuliert wurde. Im Auftrag der Stiftung wurden Huxleys Ideen u.a. im „Manifest des evolutionären Humanismus“ wieder aufgegriffen und auf den Stand der heutigen Forschung gebracht.
Wie jeder konsequente Humanismus geht auch der Evolutionäre Humanismus von der Notwendigkeit und Möglichkeit der Verbesserung der menschlichen Lebensverhältnisse aus. Evolutionäre Humanisten treten entschieden für die Werte der Aufklärung, für kritische Rationalität, Selbstbestimmung, Freiheit und soziale Gerechtigkeit ein. Allerdings begreifen sie den Menschen nicht mehr als „Krone der Schöpfung“, sondern als unbeabsichtigtes Produkt der natürlichen Evolution, das sich nur graduell, nicht prinzipiell, von den anderen Lebensformen auf diesem „Staubkorn im Weltall“ unterscheidet.

Als Kinder der Evolution sind auch wir bloß „Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will“ (Albert Schweitzer), was sich in einem verantwortungsvolleren Umgang mit der nichtmenschlichen Tierwelt niederschlagen sollte.

Ethische Grundlage des evolutionären Humanismus ist das "Prinzip der gleichen Berücksichtigung gleichrangiger Interessen". Daher sind diskriminierende Ideologien wie Rassismus, Sexismus, Ethnozentrismus oder Speziesismus sowie sozialdarwinistische oder eugenische Konzepte, die mitunter von Evolutionstheoretikern (eine zeitlang sogar von Julian Huxley!) vertreten wurden, mit dem evolutionären Humanismus unvereinbar.

» Der evolutionär denkende Mensch kann nicht mehr Schutz vor der Einsamkeit suchen, indem er sich in die Arme einer zum Gott erhobenen – von ihm selbst geschaffenen – Vatergestalt flüchtet; nichts entbindet ihn von der mühevollen Aufgabe, sich den Problemen der Gegenwart zu stellen. Wir müssen aufgeben, uns in intellektueller wie ethischer Hinsicht wie Austern zu verhalten, wir dürfen unseren Kopf nicht mehr in gewollter Blindheit in den Sand stecken. «
(Julian Huxley)





2. STÄRKUNG DER LEITKULTUR HUMANISMUS UND AUFKLÄRUNG

Wegweiser Humanismus
Die Giordano-Bruno-Stiftung steht für die Werte von Humanismus und Aufklärung ein und meldet sich immer dann zu Wort, wenn gegen diese Werte eklatant verstoßen wird. So startete sie anlässlich des sog. Karikaturenstreits eine breit beachtete Kampagne zum Schutz der Meinungs- und Kunstfreiheit, die keinesfalls religiösem Fundamentalismus zum Opfer fallen darf.
Ebenso reagierte die Stiftung auf die diversen Zensurversuche des Staates sowie auf Ursula von der Leyens Projekt „Bündnis für Erziehung“, das auf eine stärkere religiöse Fundierung von Bildung und Erziehung abzielte.
Vertreter der gbs traten bei der Debatte um Sterbehilfe für das Recht auf Selbstbestimmung am Lebensende ein oder kritisierten die nur sehr halbherzigen Versuche, den Kreationismus aus dem schulischen Lehrplan herauszuhalten. Viele Initiativen der gbs setzten sich gegen den sog. kulturellen Relativismus zur Wehr, der davon ausgeht, dass Menschen anderer Kulturen nicht notwendigerweise unter dem Schutz der Menschenrechte bzw. des Grundgesetzes stehen. (Man erinnere sich etwa an das umstrittene Frankfurter Gerichtsurteil von 2007, das es einem muslimischen Mann aus „kulturellen Gründen“ zubilligte, seine Frau zu züchtigen.)
Auf Menschenrechtsverletzungen darf man, so die Position der gbs, nicht mit postmoderner Beliebigkeit reagieren. Vielmehr ist es notwendig, die grundlegenden Werte der Moderne zu verteidigen. So engagierte sich die gbs u.a. bei Kampagnen gegen die „kulturell legitimierte“ Praxis der Genitalverstümmelung oder unterstützte das Internationale Komitee gegen die Todesstrafe bei dem Versuch, nach Schari’a-Recht verurteilte Menschen aus den Todeszellen zu befreien, was im Fall der mit 17 Jahren im Iran zum Tode verurteilten Nazanin Fatehi auch gelang…

» Es sollte klar sein, dass jeder Mensch glauben darf, was er will, schließlich sind die Gedanken frei – auch frei zur Unvernunft. Nur sollte dies im 21. Jahrhundert keine Auswirkungen mehr auf die Politik haben. In der öffentlichen politischen Diskussion müssen notwendigerweise weltliche Standards gelten…«
(Manifest des evolutionären Humanismus)



(s. http://www.giordano-bruno-stiftung.de/staerkung-leitkultur-humanismus-aufklaerung)



3. VERTRETUNG SÄKULARER INTERESSEN

Der Mensch als Maß der Dinge
In Deutschland leben mittlerweile mehr konfessionsfreie Menschen als Katholiken oder Protestanten. Doch sie finden weder in der Politik noch in den Medien die Beachtung, die sie verdienen. Die Giordano-Bruno-Stiftung versucht diesem Missstand entgegenzuwirken. So war sie maßgeblich an der Gründung des „Koordinierungsrats säkularer Organisationen“ (KORSO) beteiligt, der künftig die vielen Millionen Menschen vertreten soll, die keiner Glaubensgemeinschaft angehören.
Um herauszufinden, was die Konfessionsfreien denken, welche weltanschaulichen und politischen Vorstellungen sie miteinander teilen bzw. nicht teilen, initiierte die gbs 2005 die „Forschungsgruppe Weltanschauungen in Deutschland“ (fowid). Auf dem Portal www.fowid.de findet man zahlreiche Studien zur sozialen Akzeptanz religiöser oder weltlicher Weltdeutungen. Solches empirisches Wissen ist nicht nur bedeutsam für die Politik, die in der Regel eine weit größere religiöse Bindung der Bevölkerung unterstellt, als faktisch vorhanden ist, sondern auch für die Stiftung, die dank fowid genauere Anhaltspunkte erhält, an welchen Stellen die Aufklärungsarbeit ansetzen sollte.
Um den Konfessionsfreien eine eigene Stimme in der medialen Vielfalt zu geben, brachte die Giordano-Bruno-Stiftung gemeinsam mit dem Humanistischen Verband Deutschland (HVD) den Humanistischen Pressedienst (hpd) an den Start. Der hpd präsentiert aufklärerische, humanistische und freigeistige Positionen, damit diese in der Politik und den Medien größere Beachtung finden. Das Webportal hpd.de ging im Oktober 2006 online und erreichte bereits in den ersten zwei Jahren mit mehr als fünf Millionen Seitenaufrufen große Akzeptanz.


» Während die beiden christlichen Kirchen durch die „hinkende Trennung“ von Staat und Kirche und entsprechende Staatskirchenverträge bzw. Konkordate fest etabliert sind und allem Anschein nach auch die Muslime künftig staatliche Privilegien erhalten werden, steht die Politik den Konfessionsfreien weitgehend konzeptionslos gegenüber. Diesen eklatanten Verstoß gegen das Verfassungsgebot des weltanschaulich neutralen Staates werden wir nicht länger hinnehmen! «
(Aus der Grundsatzerklärung des KORSO)


(s. http://www.giordano-bruno-stiftung.de/aktivitaeten/vertretung-saekularer-interessen)


4. Förderung eines wissenschaftlichen Weltbildes

Evolution ist überall
Wer für Humanismus und Aufklärung eintritt, dem kann es nicht nur um die Vermittlung von Werten gehen, sondern vor allem um die Vermittlung von Wissen. Leider hängen viele Menschen noch immer Weltanschauungen an, die angesichts der modernen Forschungsergebnisse heute ähnlich überholt wirken wie der einst verbreitete Glaube, die Erde sei eine Scheibe. Die Giordano-Bruno-Stiftung hat sich deshalb zum Ziel gesetzt, auf eine größere Verbreitung und Akzeptanz wissenschaftlicher Erkenntnisse in der Gesellschaft hinzuarbeiten.
Schon die erste größere Konferenz, die die gbs 2004 in Kooperation mit dem Internationalen Bund der Konfessionslosen und Atheisten (IBKA) ausrichtete, drehte sich um das Spannungsfeld „Wissen und Glauben“. Dieses Thema wurde in den Folgejahren immer wieder aufgegriffen. Ein besonderer Höhepunkt war dabei das „Darwin-Jahr“ 2009 (200. Geburtstag Darwins sowie 150. Jubiläum der Veröffentlichung seines wegweisenden Buchs „On the Origin of Species“).
Die gbs nutzte das Doppeljubiläum, um auf vielfältige Weise auf die enorme Bedeutung der Evolutionstheorie für unser Weltbild aufmerksam zu machen. Mit www.darwin-jahr.de brachte sie das umfangreichste deutschsprachige Portal zum Thema „Evolution“ an den Start. Außerdem richtete sie in der Deutschen Nationalbibliothek Frankfurt die wohl größte Darwin-Geburtstagsparty Deutschlands aus und veranstaltete gemeinsam mit turmdersinne gGmbH in Nürnberg ein prominent besetztes, wissenschaftliches Symposium, das sich mit der „Fruchtbarkeit der Evolution“ auseinandersetzte.
Darüber hinaus waren Vertreter der gbs maßgeblich an der öffentlichen Debatte über Darwin und die moderne Evolutionstheorie beteiligt (Fernsehen, Rundfunk, Printmedien, internationale Konferenzen) und das von der gbs konzipierte Darwin- PopArt-Bild zierte die Cover verschiedener Wissenschaftsmagazine. Auch die eigens für das Darwin-Jahr produzierten Videoclips („Children of evolution“ und „Susi Neunmalklug erklärt die Evolution“) erfuhren weltweit eine erfreulich positive Resonanz.
 


» Ob man will oder nicht, man muss eine Wahl treffen: Entweder Evolution oder Schöpfung, Aufklärung oder Obskurantismus, wissenschaftliches Wissen oder religiöser Glaube. Sämtliche Versuche, das eine mit dem anderen zu verbinden, sind gescheitert. Was mich auch nicht verwundert, denn: Ein bisschen schwanger sein, geht nicht! «
(Aus „Darwins Dankesrede“, Nationalbibliothek Frankfurt 2009)



(s. http://www.giordano-bruno-stiftung.de/aktivitaeten/foerderung-eines-wissenschaftlichen-weltbildes)


5. » AUFKLÄREN STATT VERSCHLEIERN! «

Kritische Islamkonferenz
Die Menschenrechte müssen universell gelten, sie sind nicht kulturell relativierbar. Leider wurden Menschenrechtsverletzungen auf muslimischer Seite lange Zeit im Sinne einer „falschen Toleranz“ hingenommen. Um nicht in den Ruf zu geraten, fremdenfeindlich zu sein, haben sich viele fortschrittlich denkende Menschen gescheut, religiös legitimierte Gewalt innerhalb der muslimischen Gemeinschaft zu kritisieren. Mit der Gründung des Zentralrats der Ex-Muslime (ZdE) und seiner Kampagne „Wir haben abgeschworen!“ – beides maßgeblich unterstützt durch die Giordano-Bruno-Stiftung – hat sich diese Situation geändert.
Den mehrheitlich aus dem Iran und dem Irak geflüchteten Ex-Muslimen kann niemand vorwerfen, „Ausländerhetze“ zu betreiben, wenn sie Ehrenmorde, Zwangsverheiratungen, Demokratiefeindlichkeit sowie die religiöse Indoktrination von Kindern innerhalb der islamischen Gemeinschaften anprangern. So erhielt die politische Debatte um Integration, Islam und Islamismus einen neuen Charakter – und zwar nicht nur in Deutschland, sondern weit über die Landesgrenzen hinaus! Denn mittlerweile gibt es, dem deutschen Beispiel folgend, Ex-Muslimen-Verbände u.a. in den Niederlanden, in Skandinavien, Großbritannien und in der Schweiz.
Zusammen mit dem Zentralrat der Ex-Muslime und anderen fortschrittlichen islamkritischen Organisationen initiierte die gbs unter dem Motto „Aufklären statt verschleiern!“ die erste „Kritische Islamkonferenz“. Sie zeigte auf, dass es sehr wohl einen „Dritten Weg jenseits von Fremdenfeindlichkeit und reaktionärer Islamverteidigung“ gibt. Von der international besetzten „Kritischen Islamkonferenz“ gingen wichtige Impulse für eine weltweite, islamkritische Aufklärungsbewegung aus.

» Während das europäische Christentum durch die harte Schule der Aufklärung gegangen ist und sich infolgedessen zivilere Umgangsformen angewöhnen musste, blieb der Islam trotz großartiger Ansätze etwa im 9. und 10. Jahrhundert von einer solchen „aufklärerischen Belästigung“ weitgehend verschont. Wir wollen dazu beitragen, dass sich dies nachhaltig ändert! «
(Aus dem Flyer „Wir haben abgeschworen“ des ZdE)